E-Bike MTB Fully mit Straßenzulassung: Dein Guide für den perfekten Allrounder
Viele Biker träumen von einem einfachen, aber genialen Konzept. Ein einziges Rad, das wirklich alles kann. Am Wochenende trägt es dich über wilde Trails und durch schwieriges Gelände. Unter der Woche bringt es dich zuverlässig und bequem zur Arbeit oder zum Einkaufen.
Die Lösung für diesen Traum heißt: ein E-Bike MTB Fully mit Straßenzulassung. Es verbindet pure Offroad-Performance mit alltagstauglicher Legalität.
Aber genau hier liegt die Schwierigkeit. Wie bringt man die grobstollige Welt der Mountainbikes mit den klaren gesetzlichen Anforderungen des Straßenverkehrs zusammen?
Dieser Guide ist deine Abkürzung. Wir erklären, was "Straßenzulassung" wirklich bedeutet. Wir wiegen die Vor- und Nachteile ehrlich ab und zeigen dir, worauf du beim Kauf achten musst. Am Ende weißt du genau, welches Modell das perfekte für dich ist.

1. Was bedeutet "Straßenzulassung" überhaupt? Die StVZO im Klartext
Ein normales e-mountainbike fully aus dem Bikepark ist ab Werk meist nicht für öffentliche Straßen zugelassen. Ihm fehlen wichtige Bauteile, die das Gesetz vorschreibt.
Für uns ist die Kategorie "Pedelec" wichtig. Das sind E-Bikes, deren Motor dich bis 25 km/h unterstützt. Rechtlich gelten sie wie ein normales Fahrrad.
Deshalb gelten für sie die gleichen Regeln wie für jedes fahrrad mit Straßenzulassung. Diese stehen in der deutschen Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO).
Hier ist eine einfache Liste, was dein Bike braucht, um legal zu sein:
· Beleuchtungsanlage: Du brauchst fest installierte, StVZO-zugelassene Scheinwerfer und Rückleuchten. Diese müssen eine "K-Nummer" haben. Sie können über den Hauptakku des E-Bikes oder eigene Batterien laufen.
· Reflektoren: Ein weißer Reflektor vorne und ein roter hinten sind Pflicht. Zusätzlich brauchst du gelbe Reflektoren an den Speichen (zwei pro Rad). Alternativ gehen Reifen mit durchgehenden reflektierenden Streifen.
· Klingel: Das Gesetz fordert eine "helltönende Glocke". Eine laute Mountainbike-Klingel erfüllt diesen Zweck perfekt.
· Bremsen: Zwei voneinander unabhängige und funktionstüchtige Bremsen sind vorgeschrieben. Das ist bei jedem modernen E-MTB Standard.
Diese Anforderungen stehen hauptsächlich in § 67 StVZO. Sie sind keine Schikane, sondern dienen deiner Sicherheit und der Sicherheit anderer Verkehrsteilnehmer. Ein E-Bike mit Straßenzulassung erfüllt all diese Kriterien von Haus aus oder wurde entsprechend nachgerüstet.
2. Der Alleskönner auf dem Prüfstand: Vor- und Nachteile des Konzepts
Kein Kompromiss ist perfekt. Aber für die meisten Fahrer überwiegen die Vorteile eines straßenzugelassenen Fullys bei Weitem. Es ist wichtig, die Fakten ehrlich abzuwägen, um zu sehen, ob dieses Konzept zu deinem Leben passt.
Eine direkte Gegenüberstellung macht die Entscheidung einfacher.
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Vorteile (Pros) |
Nachteile (Cons) |
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Maximale Vielseitigkeit: Ein Rad für Trails, Touren und den urbanen Dschungel. |
Höheres Gewicht: Vollfederung und StVZO-Ausstattung wiegen mehr. |
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Überragender Komfort: Die Vollfederung bügelt nicht nur Wurzeln, sondern auch Kopfsteinpflaster und Bordsteine glatt. |
Höherer Preis: Sowohl in der Anschaffung als auch potenziell im Unterhalt. |
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Sicherheit auf jedem Untergrund: Breite Reifen und potente Bremsen bieten Grip und Kontrolle in allen Situationen. |
Kompromisse bei der Ausstattung: Reifen und Federweg sind oft ein Mittelweg, keine extreme Spezialisierung. |
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Spart Platz und Geld: Du brauchst nicht zwei separate, teure E-Bikes. |
Erhöhter Wartungsaufwand: Dämpfer und Gabel benötigen regelmäßigen Service. |
Die Vielseitigkeit ist der größte Pluspunkt. Du fährst morgens ins Büro. Auf dem Heimweg kannst du spontan eine Runde durch den Wald drehen, ohne das Rad wechseln zu müssen.
Der Komfortgewinn ist enorm. Eine Vollfederung schont deinen Rücken nicht nur auf dem Trail. Sie macht auch Fahrten über schlechte Radwege oder altes Kopfsteinpflaster deutlich angenehmer.
Gleichzeitig musst du dir des höheren Gewichts bewusst sein. Ein voll ausgestattetes Fully wiegt leicht über 25 kg. Das spürst du, wenn du es in den Keller tragen musst.
Auch der Preis ist ein Faktor. Ein gutes e-Mountainbike fully mit Straßenausstattung ist eine Investition. Sie kann sich aber durch den Wegfall eines Zweitrads relativieren.
3. So findest du das perfekte Modell für DEINEN Einsatzbereich
Das "beste" Bike gibt es nicht. Es gibt nur das beste Bike für dich und deinen hauptsächlichen Einsatzzweck. Um dir die Wahl zu erleichtern, unterteilen wir die möglichen Modelle in zwei typische Fahrerprofile. Finde heraus, welcher Typ du bist.
Profil 1: Der "Trail-Pendler" (Fokus 70% Alltag, 30% Trail)
Du nutzt dein Bike hauptsächlich für den Weg zur Arbeit, Einkäufe und Touren auf befestigten Wegen. Am Wochenende willst du aber auch mal auf leichten bis mittelschweren Trails Spaß haben. Du willst dabei nicht ans Limit gehen.
Für dich sind folgende Merkmale wichtig:
· Federweg: Ein moderater Federweg von 120 mm bis 140 mm ist ideal. Er bietet genug Reserven für den Trail. Auf der Straße fühlt er sich aber nicht zu "schwammig" oder ineffizient an. Das Fahrwerk bleibt straff genug für zügiges Vorankommen.
· Reifen: Wähle ein Allround-Profil. Reifen mit einem durchgehenden Mittelsteg rollen auf Asphalt leise und leicht. Sie bieten aber durch seitliche Stollen trotzdem genug Grip im Gelände. Zu grobe Stollen würden dich im Alltag unnötig ausbremsen.
· Motor & Akku: Ein harmonischer und leiser Motor wie der Bosch Performance Line ist oft wichtiger als brachiale Kraft. Für die tägliche Pendelstrecke plus eine Sicherheitsreserve für spontane Umwege ist eine Akkugröße um 625 Wh meist völlig ausreichend.
· Alltagsausstattung: Für dich sind Schutzbleche und ein Gepäckträger essenziell. Achte darauf, dass das Bike entsprechende Montagepunkte hat. Oder prüfe, ob kompatible Nachrüst-Lösungen verfügbar sind.
Profil 2: Der "Alltags-Abenteurer" (Fokus 70% Trail, 30% Alltag)
Dein Herz schlägt für das Gelände. Du liebst anspruchsvolle Trails, technische Abfahrten und lange Touren im Gebirge. Das Bike muss aber auch die gelegentliche Fahrt zum Bäcker oder zur Eisdiele meistern. Du willst dich dabei nicht unwohl fühlen.
Dein Fokus liegt auf anderen Komponenten:
· Federweg: Hier darf es potenter sein. 140 mm bis 160 mm Federweg schlucken auch grobe Schläge und geben dir Sicherheit in steilem Gelände. Moderne Fahrwerkskinematiken sind so gut, dass sie auch auf der Straße kaum noch wippen. Sie lassen sich erstaunlich effizient pedalieren.
· Reifen: Deine Priorität ist Grip. Grobstollige Reifen mit weicher Gummimischung sind Pflicht. Den höheren Rollwiderstand und das lautere Abrollgeräusch auf Asphalt nimmst du für die überragende Performance im Gelände gerne in Kauf.
· Motor & Akku: Du brauchst Kraft. Ein starker Motor wie der Bosch Performance Line CX oder ein Shimano EP8 hilft dir, die steilsten Rampen zu erklimmen. Ein großer Akku mit 750 Wh oder mehr ist empfehlenswert. Damit geht dir auf langen Tagestouren nicht der Saft aus.
· Komponenten: Robuste 4-Kolben-Bremsen für maximale Bremskraft und eine Vario-Sattelstütze (Dropper Post) sind für dich unverzichtbar. Die Sattelstütze lässt sich per Knopfdruck absenken. Sie gibt dir maximale Bewegungsfreiheit auf der Abfahrt.
Aus eigener Erfahrung fühlt sich ein potentes 160-mm-Fahrwerk im Stadtverkehr deutlich satter an. Es wirkt aber auch etwas träger. Während es im Wald jede Wurzel souverän wegbügelt, erfordert es beim Ampelsprint etwas mehr Körpereinsatz als ein leichtfüßigeres 120-mm-Bike.
4. Ab Werk legal oder selbst nachrüsten? Dein Weg zum perfekten Allrounder
Du hast nun zwei grundsätzliche Wege, um zu deinem perfekten Allrounder zu kommen. Entweder kaufst du ein fertiges Komplettpaket. Oder du rüstest dein Traum-Mountainbike selbst nach. Beide Optionen haben ihre Berechtigung.
Option A: Das Rundum-Sorglos-Paket (ab Werk konform)
Immer mehr Hersteller bieten ihre E-MTB Fullys direkt in einer StVZO-konformen Version an. Diese Modelle sind oft als "EQ" (Equipped) oder "Allroad" gekennzeichnet.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Alles ist perfekt integriert. Vom Scheinwerfer, der vom Hauptakku gespeist wird, bis hin zu den passenden Schutzblechen. Du hast volle Garantie auf das Gesamtpaket und kannst nach dem Kauf sofort legal losfahren.
Der Nachteil ist eine möglicherweise geringere Auswahl an Modellen. Manchmal ist auch der Preis etwas höher im Vergleich zum "nackten" Basis-Bike. Achte im Datenblatt explizit auf Formulierungen wie "StVZO-konforme Ausstattung".
Option B: Die flexible Nachrüstung (DIY)
Diese Option eröffnet dir die größte Freiheit. Du kannst dir jedes beliebige e-mountainbike fully aussuchen, das deinen Vorstellungen entspricht. Es soll zu deinen Wünschen bezüglich Rahmen, Fahrwerk und Motor passen. Anschließend machst du es legal für die Straße.
Der Vorteil ist die riesige Auswahl und die Möglichkeit, jede Komponente individuell nach deinem Geschmack auszuwählen. Oft kannst du so auch Geld sparen. Der Nachteil ist, dass es etwas Recherche und minimales handwerkliches Geschick erfordert.
Folge einfach dieser Liste für die Nachrüstung:
· Schritt 1: Lichtanlage auswählen: Die einfachste Lösung sind hochwertige, akkubetriebene Ansteckleuchten mit StVZO-Zulassung (K-Nummer). Für eine elegantere Lösung kannst du eine fest installierte Anlage nachrüsten, die am Hauptakku angeschlossen wird. Prüfe vorher, ob dein Motor (z.B. Bosch, Shimano, Brose) einen freigeschalteten Lichtausgang besitzt. Oft muss dies ein Fachhändler per Software erledigen.
· Schritt 2: Reflektoren anbringen: Dies ist der einfachste und günstigste Schritt. Klebe- oder Schraubreflektoren für vorne (weiß) und hinten (rot) sowie Speichenreflektoren ("Katzenaugen") sind schnell montiert.
· Schritt 3: Klingel montieren: Eine kleine, aber obligatorische Anforderung. Eine unauffällige Klingel am Lenker ist in wenigen Sekunden befestigt.
· Schritt 4: (Optional) Schutzbleche & Gepäckträger: Sie sind nicht gesetzlich vorgeschrieben, machen dein Bike aber erst zum wahren Alleskönner. Für Fullys gibt es spezielle Schutzbleche, die an der Gabel und an der Sattelstütze befestigt werden. Auch Gepäckträger, die an der Schwinge oder der Sattelstütz-Achse montiert werden, sind verfügbar. Sie beeinträchtigen die Federungsfunktion nicht.
5. Fazit: Das E-MTB Fully mit Straßenzulassung ist dein Schweizer Taschenmesser
Das E-Bike MTB Fully mit Straßenzulassung ist mehr als nur ein Kompromiss. Es ist die smarte Lösung für alle, die bei der Vielseitigkeit keine Abstriche machen wollen.
Es vereint die Freiheit und den Spaß des Mountainbikens mit der praktischen Nutzbarkeit eines Alltagsrads.
Ob du dich für ein agiles Allroad-Modell für den täglichen Weg zur Arbeit entscheidest oder ein potentes Enduro-Bike für alpine Abenteuer wählst, hängt allein von deinem persönlichen Fahrprofil ab.
Nutze die Tipps aus diesem Guide, um das für dich perfekte Bike zu finden. Genieße die Freiheit, die dir ein Rad für alle Fälle bietet – auf dem Trail und auf der Straße.
6. FAQs
1. Ist ein S-Pedelec (bis 45 km/h) auch ein E-Bike MTB Fully mit Straßenzulassung?
Ja, aber es unterliegt viel strengeren Regeln. S-Pedelecs gelten rechtlich als Kleinkrafträder. Sie brauchen eine Betriebserlaubnis, ein Versicherungskennzeichen und du musst einen geeigneten Helm tragen. Außerdem ist das Fahren auf Radwegen für sie verboten. Dieser Guide konzentriert sich auf die gängigeren Pedelecs bis 25 km/h, die als Fahrräder eingestuft werden.
2. Verliere ich die Garantie, wenn ich mein E-Mountainbike Fully selbst nachrüste?
Für die reinen Anbauteile wie Lichter mit eigenem Akku, Klingel oder Schutzbleche verlierst du keine Garantie. Wenn du jedoch eine Lichtanlage fest installierst und dafür in die Motorelektronik eingreifen musst, solltest du dies von einer Fachwerkstatt durchführen lassen. So gefährdest du keine Garantieansprüche. Viele Motorenhersteller wie Bosch oder Shimano bieten offizielle Nachrüst-Kits an, die unbedenklich sind.
3. Kann ich die StVZO-Ausstattung für den Trail-Einsatz einfach abnehmen?
Ja, das ist bei vielen Nachrüst-Lösungen problemlos möglich. Besonders akkubetriebene StVZO-Leuchten und viele Schutzbleche für Fullys haben Schnellverschlüsse. Du kannst sie in wenigen Sekunden abnehmen, um im Wald einen cleanen Look und maximale Reifenfreiheit zu haben. Für die Heimfahrt auf der Straße sind sie genauso schnell wieder montiert.
4. Macht ein Gepäckträger an einem Fully überhaupt Sinn?
Absolut! Für den Alltags-Allrounder ist er Gold wert und steigert den Nutzwert enorm. Es gibt spezielle Gepäckträger, die entweder an der gefederten Schwinge oder an der Sattelstütze montiert werden. Sie beeinträchtigen die Funktion der Federung nicht. Damit kannst du problemlos deine Laptoptasche, Einkäufe oder Gepäck für eine Mehrtagestour transportieren, ohne einen verschwitzten Rücken vom Rucksack zu bekommen.
